Das Brandenburger Tor ist sicherlich einer der am meisten fotografierten, reproduzierten und gebrandmarkten Orte im heutigen Berlin. Wer das Brandenburger Tor sieht, denkt unwillkürlich an jenen schicksalhaften Tag, den 9. November 1989, als Tausende von West-Berlinern begannen, direkt vor dem Tor über die Mauer zu klettern. Weniger bekannt, aber ebenso emblematisch ist die Tatsache, dass kaum Ostberliner dabei waren, denn im Osten war das Gebiet um das Tor praktisch unerreichbar und praktisch entvölkert.
Wenige Jahre zuvor, 1987, hatte Ronald Reagan direkt davor seine Rede gehalten und den berühmten Satz gesagt: "Mr. Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!". Später sollte es Kohl sein, der unter den neoklassizistischen Kolonnaden des Tores hindurchgehen würde, sogar zusammen mit Papst Wojtyla. Kurzum, das 20. Jahrhundert, komprimiert und in Kisten verpackt, bereit für den Gebrauch und die symbolische Wiederverwendung.
Dieses Tor erzählt uns auf jeden Fall etwas mehr über die Geschichte unserer geliebten Stadt. Zunächst einmal mit seinem Einweihungsjahr 1791, der Phase der Definition und Ansiedlung jenes "deutschen Geistes", der so oft in aller Munde ist und der gerade in dem vom Architekten Carl Gotthard Langhans erbauten neoklassizistischen Tor eine seiner markantesten Definitionen findet.
Nach dem Vorbild des monumentalen Eingangs zur Akropolis in Athen beschloss der Architekt, dem neuen philosophischen Geist, der die deutschen Höfe durchströmte, eine Form zu geben, die zwar von einer Rückbesinnung auf die klassische Naturordnung (d.h. der Suche nach Harmonie zwischen der natürlichen, menschlichen und göttlichen Ebene), aber vor allem von der viel stärkeren sozialen und politischen Dringlichkeit geprägt war, an einen harmonischen Raum und eine harmonische Ordnung für den Bürger zu denken.
Die Tore, die in vielen Städten jahrzehntelang die Kontrolle der Zölle und Mautstellen bestimmt hatten (in Berlin waren es insgesamt 18), wurden nun zu symbolischen Durchgängen, die den Eintritt in das Stadtleben und den politischen Diskurs anzeigten. Natürlich alles stark gewürzt mit den Motiven des Krieges, des Konflikts und Groß Preußens, gekennzeichnet durch die Siegesgöttin in Aktion auf der Quadriga des römischen Gedächtnisses an der Spitze des Giebels, aber im Zentrum bleibend die Idee einer gewissen Überlegenheit und Erhebung des Stadtlebens. Man könnte es also als Zugang zur Moderne und zum öffentlichen Diskurs verstehen.
Aber vielleicht ist es gerade dieses Vorrecht, das bekannteste Tor der Welt zu sein, dass es zu einem "Symbol des öffentlichen und zivilen Diskurses" als "Maßstab des modernen Bürgers" macht, und dass seine Krise und sein Scheitern markiert. Vor den Gegensätzen des Kalten Krieges war es in der Tat der Siegeszug der SA im Jahr 1933, der uns von den Gefahren des Siegesfeierns und der Überhöhung menschlicher Schicksale erzählte. Der Nationalsozialismus, der Kalte Krieg, die Teilung Deutschlands... das sind die Bezüge, die mit diesem Ort in den Jahrzehnten bis heute verbunden sind.
Aber vielleicht ist genau das die Herausforderung all dieser mühsamen Gedenkfeiern. Den Übergang zu einer neuen Welt, zu neuen Hoffnungen zu markieren, die zwar von den Paradoxien der Gegenwart geprägt sind, aber dennoch der Idee dieses Übergangs zu einem besseren und zivilisierteren Stadtleben treu bleiben.